Professor Schwenk

Fachschaft: Wie gefällt es Ihnen am Fachbereich? Haben Sie sich schon eingelebt?

Schwenk: Ich habe mich sehr gut eingelebt, mir gefällt es hier am Institut sehr. Ganz besonders schätze ich die Arbeitsumgebung durch EMMI und auch die Zusammenarbeit mit den Gruppen vom Institut für Angewandte Physik sowie den Festkörperphysikern.

Fachschaft: Können Sie uns Ihren Werdegang von der Schule bis heute schildern?

Schwenk: Aufgewachsen bin ich in Herrenberg, südlich von Stuttgart, und habe dann 1995 in Heidelberg begonnen Physik zu studieren. Nach drei Jahren Studium und dem Vordiplom wollte ich zunächst ein Jahr im Ausland studieren. Dazu konnte ich mit einem Fulbright-Stipendium an der Stony Brook University auf Long Island in den USA studieren. Das offene Ambiente ohne Hierarchien mit vielen Diskussionen mit tollen Professoren sowie eine super Mischung der Studenten gefielen mir so gut, dass ich dort geblieben bin.

2002 habe ich dann meinen PhD an der Stony Brook University gemacht. In dieser Zeit habe ich dann auch schon viele Verbindungen nach Darmstadt geknüpft. Mein Doktorvater hatte sehr gute Beziehungen zu Bengt Friman hier am Institut und bei der GSI. Das bot mir die Möglichkeit zu Forschungsaufenthalten an der GSI, die ich bei Heimatbesuchen rege genutzt habe.

Nach dem PhD habe ich dann eine typische akademische Laufbahn eingeschlagen. Ich wollte in den USA bleiben, so folgte ein zweijähriger PostDoc-Aufenthalt an der Ohio State University und im Anschluss jeweils einjährige Aufenthalte in Indiana und an der University of Washington in Seattle.

Von 2006 ab hatte ich eine feste Stelle am National Lab TRIUMF. Das ist ein einzigartiges von 13 kanadischen Universitäten geleitetes Großforschungszentrum in Vancouver. Mit dem im Beschleuniger erzeugten Protonenstrahl wird dort unterschiedlichste Physik gemacht. Das reicht von Kernphysik über Festkörperphysik beziehungsweise Materialwissenschaften bis hin zur Medizin.

Mit EMMI und FAIR an der GSI ist Darmstadt ein internationales Zentrum für die Teilchenphysik und letztes Jahr habe ich dann schließlich die einmalige Chance genutzt hierher zu kommen.

Fachschaft: Warum haben Sie Physik studiert? War das schon immer Ihr Wunsch?

Schwenk: Das lag vor allem an sehr tollen Lehrern in der Oberstufe. Ich hatte auch sehr viel Spaß an einer Chaos-AG, in der wir uns mit chaotischen Pendeln beschäftigt haben. Außerdem gefielen mir physikalische Fragestellungen und die mathematische Struktur, die dahinter steckt.

Was ich vor dem Studium nicht wusste, mir aber heute als guter Grund erscheint Physik zu studieren, ist das internationale Arbeitsumfeld und die Möglichkeit, immer mit jungen Leuten zusammen zu arbeiten.

Fachschaft: Nun sind Sie seit dem ersten April in Darmstadt. Haben Sie denn schon eine Arbeitsgruppe?

Schwenk: Zum ersten März habe ich einen PostDoc eingestellt. Im Wintersemester werde ich die Theoretische Kernphysik lesen und hoffe auf interessierte Studenten.

Allerdings sehe ich den Aufbau einer Arbeitsgruppe nicht so kritisch. Meiner Meinung nach besteht der größte Unterschied im akademischen Leben zwischen Nordamerika und Europa darin, dass die Arbeitsgruppen in Europa viel größer sind und weniger Zusammenarbeit zwischen den Gruppen besteht. Als ich an der Stony Brook University war, wurden wir etwa acht PhD-Studenten von zirka fünf bis sechs Professoren betreut und es gab Projekte, die von mehreren Arbeitsgruppen gemeinsam durchgeführt wurden. Ich hoffe, dass ich ein Stück dieser Arbeitsatmosphäre nach Darmstadt mitbringen kann.

Fachschaft: Was sind Ihre Arbeitsgebiete und können Sie Ihre Arbeit erstsemesterfreundlich schildern?

Schwenk: Ich beschäftige mich mit Phänomenen in stark wechselwirkenden Systemen, insbesondere mit der Physik von Kernen und Vielteilchenphysik von Neutronen und Protonen. Besonders interessant finde ich hier neutronenreiche Systeme, die mit kalten Atomgasen beschrieben werden können.

Fachschaft: Wie würde bei Ihnen eine typische Bachelor- oder Masterarbeit aussehen und welche Voraussetzungen sollten Studenten idealerweise mitbringen?

Schwenk: Ganz wichtig ist Spaß an der Physik sowie viel Offenheit zum Fragenstellen und Diskutieren. Natürlich ist auch Quantenmechanik eine Voraussetzung. Kenntnisse in Statistischer Physik sind hilfreich, könnten aber auch noch während der Arbeit erlernt werden.

Als Beispiel für eine Bachelorarbeit könnte ich am besten die letzten drei von mir betreuten Arbeiten nennen. Alle hatten einen analytischen und auch einen numerischen Teil, wobei dieser teilweise mit Mathematica zu lösen war. Aber prinzipiell bin ich sehr offen für die Interessen von Studenten, die auf mich zukommen.

Fachschaft: Welche Erwartungen haben Sie an Studenten, die bei Ihnen eine Vorlesung besuchen, beispielsweise die Theoretische Kernphysik im nächsten Semester?

Schwenk: Ich würde mich wirklich freuen, wenn die Studenten viele Fragen stellen und mir viel Feedback geben. Es gibt ja bekanntlich keine dummen Fragen. Ich bin voller Energie und freue mich sehr auf die Vorlesung, doch das klappt am besten wenn ich Rückmeldungen von den Hörern bekomme. Die Leute können auch gerne bei mir im Büro vorbei kommen, gerade in einer Vorlesung mit begrenztem Teilnehmerkreis wie die Theoretische Kernphysik bieten sich Diskussionen mit dem Dozenten an.

Fachschaft: Sie haben während Ihres Studiums im Ausland studiert. Würden Sie es Ihren Studenten empfehlen? Und was kann man durch einen Auslandsaufenthalt Ihrer Meinung nach lernen?

Schwenk: Absolut, ich kann es wirklich nur empfehlen. Man hat eine einmalige Möglichkeit andere Kulturen zu erleben, nicht nur an der Universität. Viele Studenten gehen ja in die USA. Dort lernt man auch viele internationale Leute kennen. Mir war es sehr wichtig nordamerikanische Luft zu schnuppern. Die Atmosphäre ist dort eine ganz andere. Ich denke, dass es durch Programme wie ERASMUS viele Möglichkeiten gibt und ich kann jedem Studenten nur empfehlen diese Chancen zu nutzen

Fachschaft: Kennen Sie einen guten Physikerwitz?

Schwenk: (lacht) War das einer? Nein, ich glaube, ich kenne keinen.

Fachschaft: Jetzt haben wir lange über die Universität gesprochen, nun würden wir Sie gerne auch noch ein bisschen persönlich kennen lernen. Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Schwenk: Ich gehe gerne spazieren und wandern. Wenn ich zu Hause bin, lese ich auch sehr gerne. In den USA habe ich festgestellt, dass wir in der Schule in Deutschland viel deutsche Literatur gelesen haben, allerdings kein englisches Buch aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Dabei gibt es da eine ganze Menge schöner Bücher.

Außerdem reise ich auch sehr gerne und würde das auch privat gerne häufiger machen, leider fehlt mir dazu aber im Moment die Zeit. Am Wochenende koche ich auch sehr gerne zusammen mit meiner Freundin oder Freunden.

Fachschaft: Nun waren Sie in den letzten Jahren immer mal wieder in Darmstadt und hatten sicherlich einige Erwartungen an die Stadt und die Universität. Wurden diese denn erfüllt oder konnten sie noch andere Eindrücke sammeln?

Schwenk: Die Leute an der Universität und am Fachbereich, sowie am Institut und bei EMMI kannte ich, glaube ich, durch die verschiedenen Aufenthalte und Gespräche schon recht gut. Da gab es keine großen Überraschungen. Sehr positiv überrascht wurde ich hingegen von der Universitätsverwaltung und dem Präsidium. Es gibt sehr kurze Verbindungen und ein großes Entgegenkommen sowie Unterstützung. Gerade auch was das Gebäude betrifft, da ging alles sehr unkompliziert. [Anm. der Red.: S2|11, das Gebäude wird zurzeit renoviert und wird das neue Theoriezentrum des Instituts für Kernphysik]

Ich kenne jetzt mehr nette Plätzchen in und um Darmstadt, wobei es da aber keine großen Überraschungen gab. Wir waren beispielsweise mal in Bensheim. Dort gefällt es mir sehr gut, vor allem durch die Weinberge. In Darmstadt finde ich das Café Schwarzweiß und die Zoo-Bar sehr schön, außerdem gefällt mir die Mathildenhöhe sehr gut und vielleicht noch mehr die dahinter liegende Rosenhöhe.

Ich freue mich wirklich sehr hier zu sein, ansonsten wäre ich auch nicht gekommen.

Fachschaft: Nun möchten wir Sie bitten, ein paar Halbsätze möglichst spontan zu ergänzen.
Der beste Film, den ich zuletzt gesehen habe, war...

Schwenk: Ghostwriter von Roman Polanski.

Fachschaft: Als Theoretiker finde ich Praktika während des Studiums wie das Grundpraktikum...

Schwenk: gut um ein Gefühl für experimentelle Arbeit zu bekommen. Auch als Theoretiker braucht man einen Überblick, wie Experimente funktionieren und welche Probleme auftreten können.

Fachschaft: Die besten Musiker waren/ sind meiner Meinung nach...

Schwenk: nicht einfach zu benennen. Ich finde die unterschiedlichste Musik gut. Einiges klassisches gefällt mir, aber auch modernere Dinge wie Rock.

Fachschaft: Jetzt wollten wir Sie eigentlich den Halbsatz "Linux verhält sich zu Windows wie..." ergänzen lassen. Ein Blick auf Ihren Schreibtisch zwingt uns aber zur Umformulierung: Apple verhält sich zu Windows wie...

Schwenk: Mercedes zu Opel. Ich denke zwar, dass Linux besser als Windows ist, aber meiner Meinung nach ist Apple noch besser.

Fachschaft: Das leichteste an der Quantenmechanik ist,...

Schwenk: dass sie noch nicht so alt ist. So gibt es viele einfache Modelle, mit denen man die unterschiedlichsten Systeme erklären kann. Ich denke da zum Beispiel an Phänomene, die sich in kalten Atomgasen abspielen.

Fachschaft: Das schwierigste an klassischer Mechanik sind...

Schwenk: makroskopische Systeme, aber die sind vermutlich nicht richtig schwierig, ich würde nur gerne mehr drüber wissen. Bisher habe ich zu wenige Einblicke und würde gerne irgendwann mal mehr drüber wissen.

Meist behandelt man im Studium ja mehr einfache Systeme. Wenn man komplexere Systeme betrachtet, dann ist klassische Mechanik wahrscheinlich auch schwierig.

Fachschaft: Herr Schwenk, wir danken Ihnen vielmals für das Gespräch.

(von Stefan Schulz und Thomas Krüger im Juni 2010)

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