Professor Birkl

Herr Professor Doktor Gerhard Birkl (heute 40 Jahre alt) hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Seine Doktorarbeit hat er in Garching am Max-Planck-Institut für Quantenoptik durchgeführt.

Von dort ist er in die USA zu dem späteren Nobelpreisträger William D. Phillips und nach Frankreich zu Alain Aspect gegangen, um lasergekühlte und quantenentartete atomare Gase zu untersuchen.

Dann ist er nach Hannover gewechselt. Nach 8 Jahren in Hannover erhielt er nun den Ruf nach Darmstadt, den er zum 15.01.2005 annahm.

Der Umzug seiner Arbeitsgruppe mit samt den experimentellen Gerätschaften wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres stattfinden.

Nun zum Interview:

Fachschaft: Guten Tag Herr Birkl. Es freut uns, dass wir Sie als neuen Hochschullehrer und Forschungsmitglied der Technischen Universität Darmstadt interviewen dürfen. Unsere erste Frage: Was hat Sie zum Wechsel nach Darmstadt bewogen?

Birkl: Gerade Darmstadt ist besonders attraktiv und eignet sich für meine Forschungsinteressen, da die TU Darmstadt künftig einen Schwerpunkt auf die Quanteninformationsverarbeitung legen wird. Ich freue mich insbesondere auf die Zusammenarbeit mit Herrn Walther, der bereits an einigen quantenoptischen Experimenten forscht und Herrn Alber, der die Quanteninformation von ihrer theoretischen Seite her untersucht. Ein weiterer Grund ist die Dynamik, die ich gerade an der TUD in den nächsten Jahren durch die Möglichkeiten der Autonomie erwarte.

Fachschaft: Was genau ist Ihr Forschungsgebiet?

Birkl: Ich werde Forschungen durchführen im Schnittfeld zwischen Laserphysik, Atomphysik und Quantenoptik. Meine Interessen gelten dabei: Atome, Photonen und Quanten. Insbesondere interessieren mich zum einen Fragestellungen zu ultrakalten Quantengasen, das heißt: Atomare Gase, die mit Laserlicht abgekühlt werden, bis auf eine Temperatur, die im Bereich von einigen 100 Nanokelvin liegt. Das Stichwort ist hier das Bose-Einstein-Kondensat. Des weiteren wollen wir auf dem Gebiet der Quanteninformationsverarbeitung arbeiten. Der Ansatz ist hierbei die Quantenbits in einzelnen Atomen zu verarbeiten, was wir mit rein optischen Fallen realisieren wollen. Eine Methode, die überaus vielversprechend aussieht. Weitere Informationen dazu finden sich auf unserer Internetseite www.physik.tu-darmstadt.de/apq/.

Fachschaft: Die technische Realisierung für einen Quantencomputer scheint nicht ganz einfach zu sein. Wann schätzen Sie wird man soweit sein, um die ersten 10 bis 20 Q-Bits zu verrechnen?

Birkl: Nun, wir arbeiten jetzt an dem Quantentransistor, um in vielleicht 20 bis 30 Jahren eine ähnliche Entwicklung zu haben, wie sie die Mikroelektronik durchlebt hat. Der Quantencomputer wird aber bestimmte Anwendungen haben, die nicht so alltäglich sein werden, wie Sie es vom heutigen elektronischen Computer her kennen. Neben der Quantenkryptografie eignen sich Quantencomputer auch besonders für die Rechenprozesse, die heute charakteristischerweise mit Großrechnerclustern bearbeitet werden. Quantencomputer sind darüberhinaus natürlich prädestiniert für die Berechnung von Quantensystemen, wie es auch Richard Feynman schon angedacht hat.

Fachschaft: Wie groß ist Ihre Arbeitsgruppe?

Birkl: Meine Arbeitsgruppe enthält im Moment 9 Personen, davon werden 6 auch mit nach Darmstadt kommen. Nach dem Umzug meiner Arbeitsgruppe zum Jahreswechsel gehe ich davon aus, dass meine AG langfristig 15 Personen umfassen wird.

Fachschaft: Welche Fachvorlesungen oder Grundvorlesungen werden Sie halten?

Birkl: Ich werde den ganzen Kanon an Hochschulveranstaltungen halten, den man als Hochschullehrer normalerweise hält. Natürlicherweise werde ich auch die Grundvorlesungen halten. Momentan halte ich eine Fachvorlesung, die man auch als Wahlfach belegen kann über Angewandte Optik und Photonik und zusammen mit Herrn Alber und Herrn Walther ein Seminar zur Quanteninformationsverarbeitung. Außerdem werde ich auch spezialisierte Vorlesungen halten, also Vorlesungen in der Richtung Quanteninformation, Atomphysik und Physik von kalten Atomen und Bose-Einstein-Kondensation.

Fachschaft: Für viele Studenten wird der Studienbeginn insbesondere in der Mathematik als sehr anspruchsvoll empfunden. Somit stellt sich die Frage, wie denn der Studienbeginn bei Ihnen war?

Birkl: Also, ich hatte schon in der Schule einen recht klassischen Werdegang für einen Physiker: Da ich sowohl einen Physik- als auch Matheleistungskurs belegte, hatte ich natürlich beim Studium auch einen besseren Einstieg. Allerdings war es schon so, dass man gerade im 1. Semester für die Analysis und die Lineare Algebra mit Sicherheit mehr Energie investieren musste als in die Physik. Die Physik hat man eigentlich wesentlich schneller bearbeitet als die Inhalte der Mathematikvorlesungen.

Fachschaft: Was raten Sie den Studenten bezüglich Auslandsaufenthalten während des Studiums?

Birkl: Zu meiner Zeit war das Auslandsstudium noch nicht so praktikabel, weil man ein Jahr verloren hat. Verloren im Sinne von Zeit, weil man die Scheine, die man brauchte, nicht so einfach im Ausland belegen konnte und dann auch nicht so einfach anerkannt bekommen hat. Allerdings nicht im Sinne der persönlichen Erfahrung, welche doch deutlich bereichert wird.

Heutzutage hat sich die Situation geändert. Es gibt nun Programme, in denen man die Fächer, die man im Studium braucht auch im Ausland belegen kann.

Ich halte das Auslandsstudium für eine gute Sache, die einen menschlich unheimlich weiter bringt. Neben dem Studium erhält man zusätzlich die Erfahrung, einen Auslandsaufenthalt organisiert zu haben, und man hat die Möglichkeit eine ganz andere Kultur kennen zulernen.

Fachschaft: Angenommen Sie landen auf einer einsamen Insel. Was würden sie mitnehmen, wenn sie nur 5 Sachen mitnehmen dürften?

Also, erst mal halte ich es für recht unwahrscheinlich, dass man heutzutage für den Rest des Lebens auf eine einsame Insel verbannt würde. Außerdem sollte man erst mal für den Alltag notwendige Sachen mitnehmen, wie zum Beispiel Essen und Kleidung. Sehe ich einmal von derartigen Dingen ab, weil die Frage wohl nicht darauf abzielt, dann wäre die Antwort:

Ich würde ein gutes Buch mitnehmen. Außerdem würde ich wohl meine Familie mitnehmen, also meine Frau und die beiden Kinder. Und dann würde ich auch ein Klavier mitnehmen. Ich kann zwar nicht Klavierspielen, aber wenn ich die Zeit dazu hätte, dann würde ich das Klavierspielen gerne erlernen. Allerdings ist es so, dass man als Hochschullehrer doch sehr viel Zeit investieren muss, um erfolgreich zu sein, deswegen bleibt meist recht wenig Freizeit.

Fachschaft: Das war's. Wir bedanken uns herzlich für das Interview.

( von Sven Ahrens und Marco Möller im Sommer 2005 )

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