Professor Halfmann

Fachschaft: Guten Tag Herr Halfmann, vielen Dank dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Können Sie zu Beginn kurz Ihren wissenschaftlichen Werdegang schildern?

Halfmann: Ich habe in Kaiserslautern studiert und promoviert. Das war von 1988 bis 1998. Danach war ich als Postdoc in Mainz und am Imperial College in London. Anschließend hat mir Kaiserslautern ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte. Ich bin dann an meine alte Heimatuniversität zurückgekehrt. Dort habe ich zuerst als Habilitand und kurz darauf als einer der ersten Juniorprofessoren gearbeitet.

Fachschaft: Wie kam es, dass sie nach Darmstadt gekommen sind?

Halfmann: Da muss ich zunächst eine ganz pragmatische Antwort geben. Ich habe eine Stelle gesucht und Darmstadt hat mir eine Stelle angeboten. Es gibt natürlich auch noch eine ergänzende Antwort, die über das Pragmatische hinaus geht: Was mir hier gut gefallen hat, ist die Forschungsumgebung - in die ich gut hineinpasse. Ich kannte vorher bereits einige Kollegen. Herr Walther und Herr Birkl arbeiten in einem Forschungsgebiet, das mit meinem Gebiet verwandt ist. Weitere Anknüpfungspunkte gibt es z. B. auch mit Herr Alber. Ich fühle mich hier gut aufgehoben und integriert.

Fachschaft: Sind sie schon komplett umgezogen?

Halfmann: Nein, sie sehen es ja hier selbst. Meine Büros werden in den nächsten Wochen fertig. Wenn ich Glück habe, wird ein Viertel der Laborfläche im August fertig sein. Der größte Teil der Laborfläche wird im Jahr 2009 fertig sein. Da mir aber das besagte Viertel für den Umzug meiner Labors genügt, hoffe ich, dass ich dann im August mit meinen Mitarbeitern, meinem Equipment und mit meinen Forschungsprojekten hier sein werde.

Fachschaft: Was genau sind denn Ihre Forschungsgebiete?

Halfmann: Meine Arbeitsgruppe heißt "Nichtlineare Optik / Quantenoptik". Wir beschäftigen uns, ganz allgemein ausgedrückt, mit der Kontrolle von Materie durch Licht. Wir interessieren uns dafür, wie wir Quantensysteme (d.h. Atome, Moleküle und spezielle Festkörper) mit Laserstrahlung manipulieren und steuern können. Für uns sind dabei z.B. Zielsetzungen aus dem Bereich der nichtlinearen Optik bzw. der Frequenzkonversion wichtig: Wie können wir Atome und Moleküle dazu bringen, dass sie Laserstrahlung sehr effizient in andere Spektralbereiche konvertieren? Hierbei interessiert uns besonders der Bereich extrem-ultravioletter Strahlung. Eine weitere Zielrichtung ist die optische Datenspeicherung. Auch dort setzen wir Verfahren der kohärenten Manipulation von optischen Daten ein. Ein weiteres Gebiet, auf denen ich gearbeitet habe, ist die Kontrolle von Foto-Fragmentationsprozessen. Zum Bespiel die Fragestellung: Wie gut ionisieren Atome? In welche Kanäle dissoziieren Moleküle? Kann man das mit Licht kontrollieren? Wenn man die Dissoziation eines Molekül kontrollieren kann, dann ist man bereits auf dem halben Weg zur Kontrolle chemischer Reaktionen.

Fachschaft: Welche Bereiche in der Physik interessieren Sie außer Ihrem Arbeitsgebiet?

Halfmann: Ich finde das Gebiet der Kosmologie sehr spannend. Darüber lese ich gerne und viel - als gebildeter Laie. Wo kommt das Universum her, wo geht es hin? Eine ganz grundlegende Fragestellung für uns alle.

Fachschaft: Würden sie, wenn sie die Wahl hätten, wieder Physik studieren?

Halfmann: Ich war nach meinem Abitur sehr breit orientiert und habe mich für eine Menge Studiengänge interessiert und sogar eingeschrieben. Meine Favoriten damals waren, neben der Physik, die Fächer Geschichte, Philosophie und Germanistik. Leider sind diese letztgenannten Fächer in unserer Gesellschaft eher schlecht für den Broterwerb. Ich würde, denke ich, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wieder ein Fach aus den genannten Bereichen studieren - also eine grundlegende Geistes- oder Naturwissenschaft. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl.

Fachschaft: In Kaiserslautern gibt es ja noch den Diplomstudiengang.

Halfmann: Richtig.

Fachschaft: Wie stehen Sie zum Bachelor- und Mastersystem?

Halfmann: Das Bachelor- und Mastersystem war politisch dadurch motiviert, in Europa ein einheitliches Bildungssystem und vergleichbare Bildungsabschlüsse zu schaffen. Dies war der Beschluss der Kultusminister in Bologna. Das ist ein eminent wichtiges politisches Ziel. Europa muss als Einheit auch im Bereich der Bildung zusammenwachsen. Ich bin allerdings nicht glücklich darüber, zu welcher bürokratischen Reglementierung das heute geführt hat. Ich habe das Gefühl, dass wir mit dieser Über-Reglementierung eher Hürden für den Wechsel von Studenten zwischen Universitäten in Europa geschaffen haben, als dass wir das erleichtert hätten.

Fachschaft: Sie hatten ja noch keine Bachelorstudenten in Ihrer Arbeitsgruppe. Haben Sie schon Pläne, wie Sie diese einbinden wollen?

Halfmann: Das wird, neben den wissenschaftlichen Projekten, ein weiteres Experiment für mich werden. Ich hatte ja bisher noch nie Bachelor-Studenten im Labor. Aber wir haben uns natürlich schon überlegt, was wir mit Bachelor-Studenten anfangen können. Wir werden wahrscheinlich sogar ein eigenes Bachelor-Labor einrichten.

Übrigens hatte ich im meiner Vorlesung zur Laserphysik im letzten Semester, bereits einen positiven Effekt des Bachelor-Studiengangs bemerkt. Die Fragen, die von den Studenten gestellt werden, sind bereits relativ spezifisch. Man merkt, dass die Leute schon einen Background im Labor haben. Das hat mich sehr angenehm überrascht.

Fachschaft: Hat Ihrer Meinung nach ein Student mit einem Master bessere Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt?

Halfmann: Ich glaube nicht. Ich denke, das Diplom war qualifizierend genug für jeden internationalen Arbeitsmarkt - und auch überall auf der Welt anerkannt.

Fachschaft: Welche Vorlesungen würden Sie gerne halten?

Halfmann: Alles, was der Fachbereich wünscht. Die typischen Standard-Vorlesungen im Bachelor-Studium, wie z.B. den Fachkurs in Optik, halte ich gerne - aber genauso auch im Master-Studium die vertiefenden und Spezial-Vorlesungen.

Fachschaft: Was machen Sie eigentlich, wenn Sie mal keine Physik machen?

Halfmann: Ich habe durchaus das ein oder andere Hobby. Ich bin aktiver Sportler. Ich mache Freeclimbing, sowohl in der Halle wie auch draußen am Fels. Freeclimbing bedeutet Klettern ohne Hilfsmittel, z. B. Eispickel - aber natürlich mit Seil und Sicherung. Was mich weiter in der Freizeit interessiert, sind Musik und Literatur. Ich lese sehr gerne. Ich wollte ja mal Geschichte, Philosophie und Germanistik studieren. Das habe ich mir zumindest als Hobby behalten. Ich spiele auch ein bisschen Gitarre. Mit 18 hab ich mal mit blauen Haaren in einer Punk-Band gespielt. Mittlerweile ist die Musikrichtung aber ein bisschen ruhiger geworden.

Fachschaft: Ok. Dann bedanken wir uns herzlich, dass Sie sich für uns und das Interview Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen dann alles Gute und viel Erfolg hier in Darmstadt.

 

(von Marc Bausch und Kay Müller im April 2008)

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