Professor Wambach

Professor Dr. Jochen Wambach wurde 1950 in Wittlich nahe der Mosel geboren, wo er auch die Schule besuchte. Von 1971 bis 1976 studierte er Physik in Bonn und promovierte anschließend bis 1979. Danach hielt er sich bis 1996 in den USA auf, zunächst an der State University of New York in Stony Brook und danach an der University of Illinois in Urbana-Champaign.

Fachschaft: Guten Tag Herr Wambach. Wir freuen uns, dass wir Sie Interviewen dürfen. Unsere erste Frage: Wie war Ihre Schulzeit?

Wambach: In der Schule hatte ich zwei Lieblingsfächer: Physik und Mathematik. Aber ich habe auch sehr gern Deutsch gemacht. In Sport war ich nie besonders gut.

Allgemein hatte ich keine großen Schwierigkeiten in der Schule, war aber auch nicht besonders gefordert. Nebenher habe ich auch sehr viele andere Dinge gemacht. Hauptsächlich habe ich in einer Band gespielt. Mitte der 1960iger Jahre waren z. B. die Rolling Stones und die Beatles modern. Das war in einer Kleinstadt wie Wittlich damals fast revolutionär.

Fachschaft: Was trinken Sie lieber, Tee oder Kaffee?

Wambach: Eigentlich Kaffee. Ich bin hier aber noch nicht der Weltrekordler im Kaffeetrinken; das sind mehr die Jüngeren. Ich halte mich mehr so im Mittelfeld. Wenn man älter wird kann man den Kaffee sowieso nicht mehr so gut vertragen. Wenn ich nach 3 bis 4 Uhr Mittags noch Kaffee trinke, dann kann ich nicht mehr schlafen. Ich trinke Tee eigentlich sehr gerne. Aber dass man bei unserer Kaffeemaschine nur auf den Knopf zu drücken braucht ist eine derartige Verlockung, dass man lieber zum Kaffee schreitet.

Fachschaft: Auf Ihrer Homepage sind Sie auf einem Bild mit einem Zweihänder abgebildet. Besitzen Sie einen solchen?

Wambach: Ne! Wir hatten mal eine Sommerschule auf der Burg Rieneck etwa 80 km östlich von Frankfurt, in deren Rittersaal sich ein Zweihänder befand. Den haben wir einfach mal vom Kamin runtergenommen, um dieses Bild zu machen.

Aber ich bin an sich kein Krieger oder Diktator, wie es vielleicht auf diesem Bild aussieht. Das mit dem Bild war ein Gag. Ich bin ein Kämpfer in der Physik und der Wissenschaft.

Fachschaft: An was forschen Sie und Ihre Arbeitsgruppe?

Wambach: In unserer Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem Verhalten stark wechselwirkender Materie unter extremen Bedingungen. Also ultrarelativistische Schwerionenstöße, um ein so genanntes Quark-Gluon-Plasma zu erzeugen, wie es die ersten Mikrosekunden nach dem Urknall im Universum vorgelegen hat. Oder auch sehr dichte Materie, wie sie in Neutronensternen auftaucht.

Fachschaft: Was sind Ihre eigenen Interessen in der Physik?

Wambach: Mich interessieren die Allgemeine Relativitätstheorie, Aspekte der Festkörperphysik, Supraleitung der Kernmaterie und komplexe Systeme. Außerdem interessieren mich auch die Themen an denen auch von experimenteller Seite her bei uns im Hause geforscht wird. Das sind zum Beispiel die Kernstrukturphysik und das Quantenchaos.

Fachschaft: Was finden Sie daran besonders reizvoll?

Wambach: Das sind zum Teil die formalen Aspekte: Es ergeben sich neue Problematiken und es tauchen alte Probleme wieder auf, welche zum Teil nach wie vor ungelöst sind. Außerdem interessieren mich insbesondere: Allgemein-relativistische Effekte in der Struktur von Neutronensternen und die Wechselwirkung von Neutronensternen mit Schwarzen Löchern. Ein weiterer Punkt ist der Praxisbezug unserer Arbeit, da sich diese auf das Experiment abbilden lässt. Die Physik ist eine empirische Wissenschaft, die vom Experiment getrieben wird.

Fachschaft: Was Interessiert Sie neben der Physik noch?

Wambach: Ich lese sehr gerne. Leider komme ich nicht so häufig dazu. Insbesondere interessiert mich Geschichte. Das heißt ich lese sehr gerne Geschichtsbücher und insbesondere Biographien. Ich glaube generell, dass man aus der Geschichte sehr viel lernen kann und eigentlich lernen sollte. Es sieht aber so aus, als dass die Gesellschaft sehr wenig aus der Geschichte lernt und die selben Fehler oft wiederholt werden.

Was mich auch früher sehr interessiert hat ist die Philosophie, insbesondere die Naturphilosophie. Ich habe am Anfang meines Studiums einige Kurse in der Naturphilosophie belegt. Ich bin allerdings relativ schnell davon abgekommen, weil ich den Eindruck hatte, dass die Naturphilosophen in der Physik noch nicht sehr weit sind. Die waren immer noch beim Abarbeiten der Newtonschen Mechanik und meinten die Quantenmechanik wäre konzeptionell so kompliziert, dass man darüber noch nicht sehr viel sagen könne. Es hat mich damals relativ stark schockiert, dass die Naturphilosophie praktisch noch im 18. Jahrhundert verhaftet ist. Deswegen dachte ich mir: "Ich lerne doch lieber erstmal die Physik grundlegend kennen, bevor ich mich wieder mit philosophischen Fragen beschäftige."

Fachschaft: Was würden Sie einem Physikstudenten über seine Berufschancen sagen?

Wambach: Als Physiker lernt man eigenständig zu arbeiten. Daneben gibt es bei Physikern auch viel Teamwork. Insbesondere arbeiten Experimentalphysiker, aber auch Theoretiker zusammen. Das kann ich auch sehr gut in meiner Arbeitsgruppe sehen. Das ist in der Industrie, der Verwaltung und so weiter gefragt. Aber hauptsächlich lernt man Problembewältigung. Nicht nur in der Physik, sondern allgemein in den Naturwissenschaften wird man ständig vor neue Probleme gestellt und entwickelt wohldefinierte Strategien, die man mit einer stringenten Sprache, wie die Mathematik sie bietet, angeht. Dabei findet man dann überprüfbare Lösungen. Zum Beispiel etwas, was gemessen werden kann. Und das ist ein schönes Gefühl. Ich glaube, wenn man das gelernt hat kann man auch alle möglichen Situationen im Alltag oder später im Berufsleben mit diesem Rüstzeug meistern. Ich glaube das ist eigentlich das, was in den Naturwissenschaften so wichtig ist.

Fachschaft: Sie werden nächstes Semester die Rechenmethoden Vorlesung halten. Auf welche Inhalte legen Sie besonderen Wert?

Wambach: Neben Teilen aus der Linearen Algebra ist hauptsächlich das Umgehen mit der Integralrechnung sehr wichtig, was sich später in der Elektrodynamik bemerkbar macht. Deshalb ist es ein besonderes Konzept bei der Physik an der TU-Darmstadt, dass viele dieser Dinge, die mit Schulwissen relativ schnell verstanden werden können in diesen Rechenmethodenkurs gelehrt werden.

Fachschaft: Was sollte Ihrer Meinung nach ein Student, der diese Vorlesung besucht, leisten?

Wambach: Wichtig ist die Anwesenheit. Man sollte nicht glauben, dass man sich den Lehrstoff nur aus Lehrbüchern aneignen kann. Was mir aber noch wichtiger ist, ist der Besuch der Übungen und insbesondere deren aktive Teilname. Denn die Rechenmethoden sollen das mathematische Handwerkszeug schaffen, das man später braucht.

Der Unterrichtsstoff kann das Selbststudium natürlich nicht ersetzen. Vorlesungsstoff und Übungen sollten die Hälfte des Gesamtstoffs ausmachen, den man sich aneignet. Vier bis fünf Stunden sollten pro Woche neben der Vorlesung in die eigenständige Aufarbeitung des Stoffs investiert werden.

Fachschaft: Wie denken Sie könnte man die Lehrveranstaltung verbessern?

Wambach: Ich würde mir wünschen dass man für die wirklich guten Studenten neben der eigentlichen Vorlesung noch ein oder zwei Stunden anbietet, in denen man den Stoff etwas weiter vertiefen kann. Ich stelle mir das so vor, dass man wirklich interessierten Leuten, die auch später unter Umständen in der Wissenschaft bzw. Forschung bleiben wollen, noch einige interessante Gebiete anbietet, die man in der normalen Bachelorvorlesung nicht abhandeln kann.

Fachschaft: Was denken Sie über die Mathematikvorlesungen?

Wambach: Die Mathematik ist die Sprache der Physik. Ohne sie kommen wir nicht aus. Aber aus meiner eigenen Erfahrung halte ich es für sehr wichtig und gut, dass jeder Physikstudent auch wirklich echte Mathematikvorlesungen gehört hat. Andererseits wird vieles von dem Handwerkszeug, das man als Physiker braucht in der Mathematik nicht immer optimal vermittelt. Das ist einer der Gründe, warum wir die Rechenmethoden in unseren Vorlesungszyklus eingeführt haben.

Fachschaft: Was würden Sie den Studienanfängern als Ratschlag mit auf den Weg geben?

Wambach: Zunächst würde ich sagen, dass man sich frühzeitig darüber klar werden sollte, ob einem das Physikstudium Spaß macht oder nicht. Denn ich denke, dass es ein vergleichsweise schweres Studium ist. Ansonsten sollte man es locker angehen, denn es gibt so viele schöne Dinge in der Physik zu entdecken. Man sollte sich besonders am Anfang möglichst nicht die Freude am Studium verderben lassen, denn das ist ja das wichtigste. Oder?

Fachschaft: Herzlichen Dank für das Interview.

(von Sven Ahrens und Philipp John im September 2007)

 

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